Bio-Kaffee Kapseln: Der Sinn und Unsinn mit dem ökologischen Bewusstsein
Wenn Du Bio-Kaffee in Kapseln trinkst, dann hast Du dafür Gründe. Beim Bio-Kaffee selbst ist es klar: es geht um nachhaltigen Kaffee, um Klimaschutz und in Verbindung mit Fair Trade (oder noch besser: Direktvertrieb) und um faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen für die Kaffeebauern. Bei den Kapseln ist die Lage etwas anders. Der Genuss von Bio-Kaffee aus Kapseln beschert Dir ein tolles Geschmackserlebnis und macht die Zubereitung bequem, weil die Portionen schon passend aufbereitet sind. Aber Kapseln haben einen sehr schlechten Ruf bezüglich ihrer Klimabilanz. Sind Bio-Kaffee Kapseln wirklich so schizophren, wie es auf den ersten Blick scheint?
Das Bio-Siegel gilt für den Bio-Kaffee, nicht für die Verpackung
Bio-Kaffee wird kontrolliert biologisch angebaut. Die Zertifizierung läuft hierzulande über das deutsche und das EU-Bio-Siegel. Kennzeichnend für das Label „Bio“ sind der Anbau in Mischkulturen, die Betonung von Handarbeitsprozessen, der Verzicht auf synthetische Düngemittel, Pestizide und Gentechnik sowie die schonende Röstung. Über die Verpackung lässt sich das Siegel nicht aus. Dabei macht die Verpackung bei Bio-Kaffee Kapseln einen großen Anteil am Produkt aus.
Effizient verpacken
Die Verpackung ist gerade bei Kaffee ein sensibles Thema, weil sowohl die gerösteten Bohnen als auch frisch gemahlener Kaffee schnell ihr Aroma verlieren. Eine luftdichte, aromaversiegelte Verpackung besteht meist aus metallbeschichteten Tüten, also Verbundverpackungen, deren Entsorgung bzw. Wiederverwertung nicht ganz einfach ist. Effizient zu verpacken – das heißt möglichst wenig Verpackungsmaterial pro Gewichtseinheit Kaffee einzusetzen – bedeutet, große Gebinde zu benutzen. Angebrochene Gebinde müssen dann aber auch schnell verbraucht werden. Bio-Kaffee in Kapseln befreit Dich zumindest von dieser Sorge, dass ein wertvolles Lebensmittel in einer angebrochenen Packung ungenießbar wird.
Bio-Kaffee in Kapseln: Die Fakten zum Müllberg
Laut Deutscher Umwelthilfe wurden 2019 in Deutschland 3,4 Milliarden Kaffee-Kapseln verbraucht. Zusammen mit den Umverpackungen enstand somit ein Müllberg von 13.500 Aluminium, Papier und Plastik. Einer Kapselfüllung von 6,5 g Kaffee stehen also 4 g Müll gegenüber. Die Kapsel-Technologie macht mittlerweile auch vor Tee und Milch nicht halt und ist stetig am Wachsen.
Recycling: Schwierig, aber nicht unmöglich
Im Prinzip sind Bio-Kaffee Kapseln aus Alu recyclingfähig. Sie müssen dafür aber in den Gelben Sack, was zumeist verboten ist. Grund dafür ist der nasse Kaffeesatz, der mit hohem Aufwand verschwelt werden muss und zu hohen Materialverlusten führt. Ein Problem ist auch, dass es keinen geschlossenen Kreislauf gibt. Kaffee-Kapseln, auch die für Bio-Kaffee, werden meist aus neuen Materialien hergestellt. Allerdings sind wegen des Bio-Images Alu-Kapseln fast gar kein Standard mehr bei Bio-Kaffee, sondern kompostierbare Kapseln.
Kompostierbare Bio-Kaffee Kapseln sind auch nicht gerade umweltfreundlich
Auch wenn es Zertifikate wie die Industrielle Kompostierbarkeit nach DIN CERTCO 7P0657 und 9G0095 oder gemäß der europäischen Norm EN 13432 gibt, schaut die Lage auch hier nicht wirklich rosig aus. Bio-Kaffee Kapseln aus biologisch abbaubarem Kunststoff zersetzen sich in gängigen Kompostierungsanlagen zu langsam und würden somit den ausgebrachten Kompost mit Plastik verunreinigen. Daher ist die Entsorgung kompostierbarer Bio-Kaffee-Kapseln in der Biotonne gesetzlich verboten. Also heißt es, ab in den Restmüll und damit in die thermische Verwertung. Technischer Nachteil der biologisch abbaubaren Kunststoffe ist, dass das Aroma nicht so lange gehalten wird wie in Alu-Kapseln.
Was kannst Du tun, um Bio-Kaffee Kapseln ohne schlechtes Gewissen zu nutzen?
Der einzige ökologische Vorteil von Bio-Kaffee Kapseln ist tatsächlich, dass die kleinen Portionen des teuren und nachhaltigen Bio-Kaffees nicht schnell verderben bzw. ungenießbar werden. Was bleibt Dir also, wenn die Entsorgungsvarianten Gelber Sack und Biotonne schon per Gesetz untersagt sind? Du musst Deinen eigenen Aufwand erhöhen.
- Viele Wertstoffhöfe nehmen Alu-Verbundverpackungen an. Dafür musst Du die gebrauchten Alu-Kapseln alllerdings vom Kaffeesatz befreien. Der Kaffeesatz selbst kann als Kompost, Dünger oder sogar als Mittel gegen Raupen im eigenen Garten Verwendung finden.
- Biologisch abbaubare Kapseln machen sich auch im heimischen Garten nicht so gut, allein wegen der Geschwindigkeit der Zersetzung und dem Mikroplastik-Eintrag in Boden und Grundwasser. Aber wenn Du nur einen geringen Verbrauch hast, kannst Du es mal ausprobieren.
- Es gibt auch wiederbefüllbare Mehrwegkapseln, die mittlerweile für manche Kaffeemaschinen mit Kapselsystem angeboten werden. Dieser Ansatz ist sicherlich der bevorzugte Ansatz.
Andere Möglichkeiten der Wiederverwertung
Die De’Longhi Nespresso EN 124.S ist übrigens eine Kapselmaschine, deren Seitenwände aus recycelten Alu-Kapseln hergestellt werden. Egal, ob es eine Feigenblattaktion ist oder nicht, es ist nicht falsch, solche Wege auszuprobieren.
Bio-Kaffee Kapsel Produkte kaufen
Es ist ein Kreuz mit der Umwelt. Aus den bisherigen Ausführungen konntest Du erschließen, dass Bio-Kaffee in Kapseln in der Tat ein etwas schizophrenes Produkt ist. Inhalt hui, Verpackung ….! Trotzdem haben wir ein paar Produkte zusammengestellt, die sich aus der einen oder anderen Perspektive vielleicht doch lohnen. Alle Produkte sind Nespresso kompatibel.
Espresso Bio Organic: Die Eco Kapseln von Lavazza
Aus der 100% Arabica-Mischung mit dunklem Röstgrad und mittlerer Intensität (6/10) wird ein süßer Espresso mit blumig-zartem Geschmack. Die Kapseln dieses lateinamerikanischen Bio-Kaffees sind 100% kompostierbar. Geschmacklich punktet der Lavazza Bio-Kaffee in Kapseln bei vielen Kunden, gerade im Vergleich mit Konkurrenzprodukten. Auch beim Kapsel-Handling gibt es keine Beanstandungen.
Cup Verde: Drei Geschmackrichtungen in effizienter Umverpackung
Lungo, Crema Grande und Espresso Forte, das sind die Kompositionen, die sich in den 100 Bio-Kaffee Kapseln befinden, die in einer umweltbewussten Papiertüte verpackt sind. Die Umverpackung ist sehr effizient gestaltet und fair gehandelt ist der Kaffee auch noch. Allerbeste Arabica-Mischungen aus Brasilien, Mexiko, Honduras, Guatemala und Peru sorgen für einen kräftigen und vollmundigen Geschmack. Bio-Kaffee, Kapsel und Deckel sind biologisch abbaubar. Letzterer enthält eine Sauerstoffbarriere aus Spezialpapier, die 18 Monate lang Aromaverlust verhindert. Kunden loben den Geschmack und die Crema. Die Kapseln funktionieren in vielen Maschinen, machen jedoch bei Krups-Geräten offensichtlich ein paar Probleme.
NESCAFÉ Dolce Gusto Colombia Lungo in aromaversiegelten Kapseln
Ein Bio-Kaffee in Kapseln aus Aluminium und Kunststoff. Die Arabica-Mischung, angebaut an den Hängen der kolumbianischen Sierra Nevada, wartet mit einem samtigen Geschmack, einem vollmundigen Körper und unverwechselbaren Noten von gerösteten Mandeln, Muskat und Gerste auf. Die Kunden zeigen sich vom Geschmack durchaus überzeugt, merken aber auch kritisch die Müllthematik an.
Mahona: Wiederverwendbare Kaffeekapseln für Nespresso
Leere Kapseln ohne Bio-Kaffee, wenigstens eine Produktempfehlung soll das Thema der Wiederverwertbarkeit adressieren. Im Lieferumfang dieses Sets befinden sich zwei Kapseln aus lebensmittelechtem Edelstahl, eine Bürste und ein Portionierlöffel. Kunden geben allein für die Produktidee Bestnoten, weisen allerdings auch darauf hin, dass trotz der bepriesenen Nespresso-Maschinen Kompatibilität es bei einigen Maschinen trotzdem zu Problemen im Handling kommt.
Wenn Du es mit dem Umweltschutz ernst meinst …
Dann ist Bio-Kaffee in Kapseln nicht die allerbeste Produktidee, weil selbst die Kompostierbarkeit noch einen Hinkefuß hat. Die Hersteller arbeiten allerdings laufend an Verbesserungen. Die Kombination von wiederbefüllbaren Kapseln und gemahlenem Bio-Kaffee in größeren Gebinden ist die eindeutig bessere Alternative. Von den vorgestellten Bio-Kaffees in Kapseln stellt Cup Verde noch den besten Kompromiss aus Geschmack und Umweltverträglichkeit dar, speziell wegen der Umverpackung.