Kaffee-Anbaugebiete: Wo gedeiht das Wachmachergetränk am besten?
Die Anbaugebiete von Kaffee und die Gegenden, in denen er getrunken wird, sind nicht unbedingt deckungsgleich. Während Kaffee vorwiegend in Nordamerika, Japan, Europa und Kleinasien getrunken wird, wächst er besonders gut in bergigen Regionen der (Sub-)Tropen. Lediglich Brasilien und Äthiopien haben als klassische Kaffee-Anbaugebiete auch einen hohen Eigenkonsum. Wo kannst Du du die wichtigsten Kaffee-Anbaugebiete finden?
Historische Verbreitung der Kaffeepflanze
Der Ursprung des Kaffeeanbaus liegt in Äthiopien und Kaffeepflanzen waren zunächst nur in Afrika und Arabien verbreitet. Aber mit steigender Beliebtheit wurde die Pflanze schon bald in anderen Regionen kultiviert. Als Erster ließ der Gouverneur von Niederländisch-Indien, van Hoorn, Ende des 17. Jahrhunderts auf Ceylon und Java Versuche zur Aufzucht der Pflanzen anstellen. Von dort gelangten 1710 mehrere Exemplare nach Europa. Beispielsweise wurde in einem botanischen Garten in Amsterdam erstmalig ein Kaffeestrauch auf europäischem Boden gezogen. Die Kolonialmächte Niederlande, Frankreich und Portugal verbreiteten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Kaffeepflanzen über die ganze Welt, so z.B. nach Surinam, Cayenne, Martinique, Guadaloupe und schließlich auch Brasilien, wo afrikanische Sklaven auf den Plantagen schuften mussten.
Der Kaffeegürtel: Die aktuelle Verteilung der Kaffee-Anbaugebiete
Heute wird Kaffee hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika, Südostasien und Afrika angebaut. Diese äquatornahen Regionen werden auch als Kaffeegürtel der Erde bezeichnet. In den amerikanischen und afrikanischen Kaffee-Anbaugebieten herrscht die Kaffeesorte Arabica vor, während in den asiatischen Kaffee-Anbaugebieten bevorzugt die Sorte Robusta geerntet wird. Im Jahr 2019 wurden gut 10 Millionen Tonnen Kaffeebohnen geerntet. Das größte Kaffee-Anbaugebiet stellt dabei Brasilien mit einem Anteil von 30 % an der Weltproduktion dar. In der Top10-Liste der größten Kaffeeproduzenten finden sich mit Peru und Kolumbien noch zwei weitere südamerikanische Länder, die zusammen für 12,4 % der weltweiten Ernteaufkommen stehen. Honduras und Guatemala bringen es als mittelamerikanische Vertreter auf 7 % und Äthipien und Uganda als afrikanische Länder auf 7,3 % der Kaffeeproduktion. Auf zusammen 27,5 % kommen die asiatischen Kaffee-Anbaugebiete in Vietnam, Indien und Indonesien. Alle Länder außerhalb der Top10 stehen zusammen immerhin noch für 15,7 % der Kaffeeernten. Im Folgenden werden die einzelnen Länder der Top10 etwas näher beschrieben.
Nr. 1: Brasilien
Die größten Kaffee-Anbaugebiete der Welt befinden sich in Brasilien. Es gibt dort etwa 300.000 Kaffeefarmen, die zwischen einem und 25.000 Hektar groß sind. Auch wenn die Brasilianer etwa die Hälfte ihres Kaffees selbst konsumieren, bleiben sie der größte Kaffee-Exporteur der Welt. In Brasilien werden die Sorten Arabica und Robusta in einem Verhältnis von 80 zu 20 % angebaut. Die Qualität ist meist durchschnittlich und wird oft in Mischungen eingesetzt.
Nr. 2: Vietnam
Mit fast 17 % Weltmarktanteil ist Vietnam die klare Nummer zwei bei den Kaffee-Anbaugebieten. Dabei wird die Anbaufläche seitens der Regierung auf eine Fläche von ungefähr 630.000 Hektar begrenzt, um dem häufigen Vorwurf des Preisdumpings entgegenzutreten. Zu 95 % wird hier Robusta angebaut, der exportiert wird und sich größtenteils in Instantprodukten wiederfindet.
Nr. 3: Kolumbien
Die kolumbianischen Kaffees sind wegen ihrer Qualität oftmals heiß begehrt. Mit 8,8 % Anteil an der Welternte halten die Kolumbianer einen soliden dritten Platz. In den Kaffee-Anbaugebieten wird fast ausschließlich die Sorte Arabica geerntet, und das zweimal jährlich. Die erste Ernteperiode erstreckt sich von März bis Juni, die zweite reicht von September bis Dezember. Vornehmlich Kleinbauern sorgen in Kolumbien für die hohe Qualität des Kaffees.
Nr. 4: Indonesien
7,6 % der weltweiten Kaffeeproduktion bedeuten Platz 4 in der Liste der größten Kaffee-Anbaugebiete. In Indonesien gibt es eine hohe Diversität, so wird beispielsweise der Kaffee in der Region Sumatra nur dort mit der sogenannten Giling Basah Methode bearbeitet, bei der die Kaffeekirschen nass geschält werden. Der Kopi-Luwak aus Java ist eine sehr bekannte Sorte. Die hauptsächlich angebaute Bohne ist mit 90 % Robusta.
Nr. 5: Äthiopien
Mit 4,8 % Anteil an der Welternte hat Äthiopien als Ursprungsland des Kaffees seine Wichtigkeit als Kaffee-Anbaugebiet über die Jahrhunderte behauptet. 15 Millionen Menschen verdienen während der Kaffeeernte, die in Äthiopien im letzten Quartal des Jahres stattfindet, ihr Geld. Obwohl Äthiopien fünftgrößter Kaffeeexporteur ist, konsumieren seine Einwohner mehr Kaffee als sie exportieren. Das unterstreicht die bedeutende Rolle des Wachmachergetränks in diesem Land. Als Bohne spielt hier nur Arabica eine Rolle.
Nr. 6: Honduras:
Das Kaffee-Anbaugebiet Honduras wird von drei Regionen geprägt: Copán im Nordwesten, Montecillos im Südwesten und Agalta in der Landesmitte. Typischer Kaffee aus Honduras, der von November bis April geerntet wird, schmeckt ausgewogen und fruchtig-schokoladig. 4,7 % der weltweiten Ernte kommen von hier und bestehen fast nur aus Arabica.
Nr. 7: Peru
Peru leistet einen Beitrag von 3,6 % zur Welt-Kaffeeproduktion. Es ist kein einheitliches Kaffee-Anbaugebiet, weil etwa 90 % der Ernte von 120.000 Kleinfarmen mit etwa zwei Hektar Anbaufläche stammt, die hauptsächlich im Norden des Landes angesiedelt sind. Es wird fast ausschließlich Arabica angebaut. Die Ernte dauert von Mai bis September.
Nr. 8: Indien
Das bevölkerungsreichste Land der Erde schlägt als Kaffee-Anbaugebiet mit 3,2 % Ernteanteil zu Buche. Früher gaben der lang andauernde Monsunregen, der warme Wind und die lang andauernden Schiffsreisen dem Monsun-Kaffee einen eigenartigen, würzigen Geschmack mit. Heute finden die Kaffeebauern deutlich bessere Bedingungen vor. Trotzdem findet die Monsooned Methode weiter ihren Einsatz, bei der die halb aufbereiteten Kaffeebohnen etwas länger als nötig im Monsunregen lagern und ihren besonderen Geschmack annehmen. Das Anbauverhältnis Arabica zu Robusta beträgt etwa 40 zu 60 %.
Nr. 9: Uganda
Ugandas Weltmarktanteil beträgt 2,5 %. In diesem Kaffee-Anbaugebiet steht hauptsächlich der Robusta-Anbau im Vordergrund.
Nr. 10: Guatemala
Mit 2,2 % Produktionsanteil hat es Guatemala gerade noch in die Top10 der Kaffee-Anbaugebiete geschafft. Dort werden etwa 270.000 Hektar Land als Kaffee-Anbaugebiet genutzt. Der Anbau wird mehrheitlich von Kleinbauern auf Flächen von ein bis zwei Hektar betrieben. Eine Besonderheit ist das Mikroklima in Guatemala, welches regional stark variiert, was den Kaffees viele unterschiedliche Aromen verleiht. Hier wird vorwiegend Arabica angebaut, auch wenn die Robusta-Bohne einen Anteil von immerhin 2 % erreicht.
Weitere wichtige Kaffee-Anbaugebiete:
Auch andere Länder tragen signifikant zur weltweiten Kaffeeproduktion bei.
- In Südamerika sind Ecuador, Venezuela und Bolivien noch wichtige Player.
- In Mittelamerika ist Mexiko (90% Arabica, 10 % Robusta) zwischenzeitlich der größte Anbieter von Bio-Kaffee, auch wenn geringe Erträge, eine schlechte Infrastruktur und wenig finanzielle und technische Unterstützung die mexikanischen Kaffeebauern immer wieder behindern. In der Karibik wird ebenfalls Kaffee angebaut. Der „Jamaica Blue Mountain“ gehört zu den teuersten Kaffees der Welt. Auch Nicaragua, Panama, El Salvador und Costa Rica sind wichtige Produzenten.
- In Afrika sind Kenia, Tansania und Angola noch nennenswerte Produzenten von Kaffee. Auch Gran Canaria besitzt einen Kaffeeanbau, gehört politisch jedoch zu Europa. Immerhin kann sich Europa so auch zum Kaffeegürtel zählen.
- Im Nahen Osten hat der Jemen noch etwas von der Tradition aus der Ursprungszeit des Kaffeeanbaus bewahrt und verfügt über diverse Kaffee-Anbaugebiete in entsprechenden Hochlagen. Aus Asien sind noch China und die Philippinen als Kaffeeproduzenten zu nennen.
- Auch in Australien werden hochwertige Kaffees angebaut, allerdings in geringen Mengen.
In den Kaffee-Anbaugebieten wird der Kaffeedurst der Welt gestillt
Überall, wo der Äquator nicht weit weg ist und es Höhenlagen gibt, kannst Du fast sicher sein, dass eine Kaffee-Plantage in der Nähe ist. Länder wie Brasilien, Vietnam, Kolumbien und Äthiopien sind die wichtigsten Kaffee-Anbaugebiete der Welt, die dazu beitragen, dass sieben Milliarden Menschen Zugang zu diesem einzigartigen Getränk haben.